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Solarpaket – und was drinsteckt

Was in Berlin beschlossen wird, geht uns alle an, auch in Wuppertal und – angesichts Krisen-Gemengelage – das Solarpaket besonders, denn da ist auch hier noch reichlich – bisher zu lange ungenutztes – Potential. Es folgt eine erste Einordnung.

Solarpaket als Teil-Befreiungsschlag für die Solarenergie beschlossen

Das vor einer Woche vom Kabinett beschlossene Solarpaket entlastet die Photovoltaik – zumindest teilweise – von unnötiger Bürokratie. Nach dem Beschluss der Bundesregierung ist nun der Bundestag am Zug. Jetzt können die Abgeordneten das Solarpaket weiter verbessern und zügig beschließen! Es lohnt daher, weiter Ideen zur Stärkung der Solarenergie an die Bundestagsabgeordneten heran zu tragen.

bbeg-PV-Anlage Gymnasium Am Kothen, Wuppertal (BBEn-Video-Portrait)

  1. schnellstmöglicher Energiewechsel auf 100% Erneuerbare hat viele Vorteile
  • Dieser reduziert klimaschädliche Emissionen. So wird Energie aus der Sonne klimafreundlicher.
  • Dies spart den Import teurer fossiler Brennstoffe, macht uns unabhängiger und Energie preiswerter.
  • Zudem bleiben Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Steuerreinahmen vor Ort und schaffen so Teilhabe.
  1. Vereinfachungen für Balkon-Kraftwerke bzw. Steckersolar-Geräte – dank ePetition

Dank von Bürger*innen im Frühjahr 2023 initiierter bundesweiter ePetition mit Anhörung im im Mai 2023 im Bundestags-Petitionsausschuss sowie zahlreicher Anregungen von Bürger*innen, Unternehmen, Wissenschaftler*innen und Behörden nimmt der PV-Ausbau nun rascher und breiter Fahrt auf.
Besonderer Dank für die Balkonsolar-ePetition an den Bundestag – mit über 100.000 Unterschriften – gebührt “Akku-Doktor” Andreas Schmitz und weiteren zu Balkonsolar und BürgerEnergiE Engagierten, deren zahlreiche Hinweise nach Berlin gingen und einbezogen wurden. So hat das Thema richtig Rückenwind bekommen!  Aus der ePetition zur beschleunigten Vereinfachung bei Steckersolar, wurden wichtige Punkte in das Solarpaket mit aufgenommen:

  1. Balkonsolar- bzw. Steckersolar-Anlagen sollen konkret von Bürokratie entlastet werden
  • Zulässig sind nun max. 800 Watt (bisher 600 Watt) je Haushalt (Anm.: oder doch je Stromkreis?)
  • Statt zwei Anmeldungen wird nur noch eine – bei der Bundesnetzagentur/BNA – nötig und auch einfacher
  • Bis zum Ersatz durch intelligente Zähler bzw. sog. „Smart Meter“ werden rückwärtslaufende Stromzähler geduldet.
  • Künftig können Steckersolar-Geräte auch zusätzlich zu Dachsolar-Anlagen betrieben werden
    – ohne unnötige Nachteile für die Dachsolar-Anlage zu riskieren.
  • Zur vollen Wirksamkeit für Steckersolar braucht das Gesetz nun auch noch die Anpassung technischer Normen durch den VDE (genauer DKE) – z.B. auch zulässige Schuko-Stecker
  1. Flächen-Photovoltaik erhält Stärkung und Förderung – leider mit bremsendem Deckel
  • Agri-PV in Kombination mit landwirtschaftlicher Nutzung
  • Parkplatz-PV;
  • Biodiversitäts-PV;
  • Floating-PV

Dabei gilt: Flächen für Solarparks sollen zugleich naturverträglich bereitgestellt werden! Die Bundesländer bekommen die Möglichkeit, neue Flächen für Freiflächensolarparks zu beschränken, wenn Mindestziele erreicht wurden. Die neue Kategorie von “Biodiversitäts-PV” wird z.B. naturverträgliche Landwirtschaft und Moorschutz mit Nutzung von Sonnenenergie kombinieren. Auch so werden Arten- und Klimaschutz gut kombiniert!

  1. Repowering/Erneuerung von Aufdach-Anlagen

Das Ersetzen von alten Solarmodulen durch leistungsfähigere wird besser gefördert, Überförderung wird dabei vermieden – und Kreislauf-Wirtschaft bestenfalls mitgedacht, um Rohstoffe möglichst Ressourcen schonend lange weiter zu nutzen…

  1. Netzanschlüsse beschleunigen und Anschlussleitungen ermöglichen

Das vereinfachte Netzanschlussverfahren wird von bisher 10,8 kW auf Anlagen bis 30 kW erweitert. Zusätzlich: Wege- und Zugangsrechte für Anschlüsse von Erneuerbaren werden erleichtert.

  1. Zertifizierungen für große Solaranlagen vereinfachen:

Anlagenzertifikate werden zukünftig erst ab 270 kW Einspeiseleistung (bisher 135) nötig.
Die vereinfachten Einheitenzertifikate werden leichter zugänglich.

Fazit-1: Für Unternehmen, Landwirt*innen, Bürger*innen und Kommunen wird es einfacher, aber

  • Das Solarpaket bzw. die Sammlung umfasst mehr als 150 Seiten
  • mit nur Teil-Entbürokratisierungen und teilweise verbesserten Rahmenbedingungen
  • und leider bleibt auch der maßgebliche Bremsklotz „Ausschreibungen“ bestehen

Fazit-2: Es steckt einiges drin im Solarpaket, aber es bleiben noch viele Baustellen

  • Warum werden die Dächer nicht vollgemacht – und auch Fassaden, Infrastruktur etc.?
  • Wie werden die aus dem EEG mit fester Einspeisevergütung fallenden Alt/Ü20-Anlagen auch danach noch angemessen vergütet, um wirtschaftlichen Weiterbetrieb (statt Abschaltung) zu sichern?
  • Warum gibt es zeitaufwendige Bürokratie- und Praxis-Checks statt einfach Streichung von Ausschreibungen und Rückkehr zur Festvergütung, mit der das Ur-EEG 2000 gestartet ist?

Fazit-3: Nach dem Solarpaket 1 ist vor dem Solarpaket 2

Das aktuelle Solarpaket ist ein Schritt in die richtige Richtung, mutigere Schritte dürfen und müssen rasch folgen!

Weniger Bürokratie und mehr Bürger*innen-Beteiligung sowie unternehmerische Initiative – rückgekoppelt mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen – stärken die Transformation zu mehr Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit mit ökologisch-sozialem und ökonomischem Gleichgewicht zum Erhalt essentieller Lebensgrundlagen!

Weitere Maßnahmen zur echten Entfesselung der Erneuerbaren sind wichtig. Auch hier sind Vorschläge hoffentlich willkommen und rege Beteiligung an Konsultationen weiter erwünscht…

Quellen/vertiefende Links:

Flutkatastrophe: Wiederaufbau nur mit 100 % EE

Wiederaufbau – zukunftsorientiert

Der bundesweite Runde Tisch Erneuerbare Energien (RT-EE) erwartet, dass dies zukunftsorientiert erfolgt. 

Dafür fordern  Vertreter*innen von mehr als 25 Nichtregierungsorganisationen des RT-EE einen schnellstmöglichen Wiederaufbau mit 100% Erneuerbaren Energien. 

Wiederaufbau – zukunftsorientiert  (Bild/Quelle: PM Runder Tisch EE)

Die Hochwasserkatastrophe im Juli zeigt, dass wir uns mitten in der Klimakrise befinden.

Die Zerstörung und Verluste in Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sind verheerend. Allein in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gab es über 180 Tote und Schäden in Milliardenhöhe. Die Antwort hierauf kann nur sein: schneller Umstieg auf dezentrale erneuerbare Energieversorgung. Die Menschen müssen baldigst eine Perspektive erhalten, bis wann sie mit einer klimafreundlichen und gleichzeitig katastrophensicheren Strom- und Wärmeversorgung rechnen können.

Fluthilfefonds von 30 Mrd.

Am 10. August haben Bund und Länder einen Fluthilfefonds in Höhe von 30 Milliarden Euro beschlossen. Dem müsse jetzt ein durchdachter, nachhaltiger und zukunftsorientierter Wiederaufbau folgen, appelliert der Runde Tisch in seiner Stellungnahme zur Flutkatastrophe. “Wir fordern, dass die Mittel aus dem 30 Mrd Euro Wiederaufbaufonds in den von der Flut zerstörten Gemeinden konsequent zum Schutze des Klimas investiert werden:  in den dezentralen Ausbau von erneuerbaren Energien, Elektrifizierung des Verkehrs, Heizungen nur noch mit Erneuerbaren Energien,” so Hans-Josef Fell, Präsident der in Berlin sitzenden Energy Watch Group.

Nach der Notfall-Hilfe und Stabilisierung geht es für die Betroffenen im Hochwassergebiet nun um den Wiederaufbau. Allein in NRW werden die Schäden auf ca. 13 Mrd. Euro beziffert. Die Menschen, die Kommunalverwaltungen und die Wirtschaft brauchen dringend eine kompetente Initial-Energieberatung, wofür die Energieagentur Rheinland-Pfalz und  die EnergieAgentur.NRW prädestiniert sind.

Die Chance nutzen – und umrüsten auf 100% EE

Die Chance, den Aufbau für klimaverträgliche Investitionen zu nutzen, darf jetzt nicht vertan werden, betonen auch die am Runden Tisch sitzenden Wissenschaftler*innen. In einem Statement, das von einigen Autor*innen der Scientists for Future Studie “Klimaverträgliche Energieversorgung für Deutschland – 16 Orientierungspunkte” verfasst wurde, benennen sie konkrete Maßnahmen.

“Wichtig ist, dass beim Wiederaufbau nicht nur der Hochwasserschutz berücksichtigt wird, sondern die Gebäude und Infrastruktur auch auf 100 % erneuerbare Energien umgerüstet werden,” so Prof. Urban Weber von der TH Bingen. “Vor allem bei der Wärmeversorgung gilt es durch geeignete Fördermaßnahmen und zielgerichtete Beratungsangebote einen Wandel zu fossil-freien Heizsystemen zu fördern, da nur so die Klimaziele erreichbar sind.” Das Ahrtal und die Eifel könnten so Modellregionen für den Klimaschutz werden und dazu beitragen die Klimakrise zu entschärfen und Menschenleben zu retten. Hierfür könne man die bereits existierende EnAHRgie Studie heranziehen, sagt Rainer Doemen, der im Kreis Ahrweiler lebt, Bürgerenergie-Pionier und Mitbegründer des Runden Tisches sowie Beigeordneter der Stadt Remagen ist.

Der Wiederaufbau der zerstörten Regionen muss Städte- und Verbandsgemeinde übergreifend erfolgen.

Quelle: Pressemeldung Runder Tisch Erneuerbare Energien info@energiewende-2030.de

Weitere Informationen
Der Runde Tisch für Erneuerbare Energien ist eine offene Runde mit Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen, Initiativen und Nichtregierungsorganisationen, die sich regional und bundesweit für 100% Erneuerbare Energien (EE) bis spätestens 2030 und eine dezentrale Energiewende einsetzen. Das erste Treffen fand im Januar 2017 auf Einladung von EUROSOLAR e. V. in den Räumen der Geschäftsstelle in Bonn statt. 

Zu den derweil über 25 Mitgliedern gehören u.a.  Bündnis BürgerEnergie e.V., Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V., Energy Watch Group, Europäische Energiewende Community e.V., EUROSOLAR e.V., German Zero e.V., Parents for Future Deutschland.

Pressekontakt:

Rainer Doemen, raidoe@mail.de, Mobil Tel.: 0176-47814701, stv. für den RT-EE. Sie können auch das Formular energiewende-2030.de/presse verwenden. 

„Der Wiederaufbau der zerstörten Regionen mehr als 30 km entlang der Ahr muss Städte- und Verbandsgemeinde übergreifend erfolgen. Mindestens müssen die Energie-Steckbriefe des Bundesforschungsprojekts EnAHRgie, die die Räte der Gemeinden im Landkreis Ahrweiler einstimmig zur Kenntnis genommen hatten, schnellstmöglich beim Wiederaufbau umgesetzt werden,” sagt Doemen. Doemen, der seit über vier Wochen ehrenamtlich Nothilfe im großen, verwüsteten Naturschutzgebiet im Ahrmündungsbereich leistet, fordert eine gemeindeübergreifende Kooperation und Katastrophen vorbeugende Flächennutzungs- und Bauleitplanung. “Die Bürgermeister*innen der betroffenen Gemeinden sollten einen Runden Expert*innen-Tisch einsetzen”, so Doemen.

Die Stellungnahmen zum Wiederaufbau mit 100 % erneuerbaren Energien vom Runden Tisch und den Scientists for Future, weitere Links und Zitate von Vertretern von Organisationen des Runden Tisches finden Sie nachfolgend.

Stefan Gsänger, Generalsekretär World Wind Energy Association, Ko-Vorsitzender Global 100% Renewable Energy Platform, ehrenamtlich bei P4F Bonn engagiert: “Der Wiederaufbau der durch die Klimakatastrophe verwüsteten Gegenden bietet die Chance, die Eifel zur bundes- und weltweiten Vorzeigeregion für das Klima zu machen, zur 100% Erneuerbare-Energien-Region. Wichtig sind dafür zwei Dinge: Die betroffenen Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger vor Ort müssen diesen Prozess aktiv gestalten können. Bund und Länder müssen den Wiederaufbau mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen: finanziell und durch den Abbau rechtlicher Hemmnisse bei der Nutzung Erneuerbarer Energien. Eine 100% Erneuerbare-Energien-Region Eifel würde weltweite Anziehungskraft entwickeln und in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht stärker als vor der Flut werden.”

Beate Petersen, Vorständin von EUROSOLAR e.V./Deutsche Sektion und Ratssprecherin Bündnis BürgerEnergie e.V.: 
“Kommunen, Bürger*innen, Unternehmen und viele mehr brauchen Hilfe zur Selbsthilfe, robuste Infrastruktur zum BürgerEnergie Ausbau (dezentrale Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften wie sie die RED 2 EU-Richtlinie ermöglicht) sowie verlässliche Beratung vor Ort. Mit bewährter Expertise und Netzwerken leistet Letzteres seit 30 Jahren die EnergieAgentur.NRW. Diese Ende 2021 einzustellen wäre fatal. Hilfreicher ist, den dazu im September 2020 gefassten Beschluss in ein Moratorium umzuwandeln – bis zur NRW-Landtagswahl. Dem Beschluss folgten Monat für Monat Protestbriefe von diversen Verbänden, Initiativen und Bündnissen sowie mehrere Anfragen aus der NRW-Opposition. Sehr geehrte NRW-Entscheidungsträger, der Wiederaufbau steht auch im Mittelpunkt Ihrer Reden. Lassen Sie diesen Taten folgen, und erhalten Sie die für unser Land essentiell wichtige und weit darüber hinaus wertgeschätzte Kompetenz, denn diese wird nun gebraucht – dringend! Bestenfalls steuern Sie nun rasch nach und stellen JETZT wichtige Weichen für die regenerative Dekade.“

Hans-Josef Fell, Energy Watch Group Präsident und ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen (1998-2013). “Unsere Ende Mai dieses Jahres veröffentlichte Studie zeigt, dass Deutschland bis 2030 vollständig, zuverlässig und wirtschaftlich mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann. Ein Wiederaufbau mit Erneuerbaren Energien ist kostengünstiger als der mit der alten klimaschädlichen Infrastruktur auf Basis von Erdöl, Erdgas und Kohlestrom. Es darf nicht sein, dass der Wiederaufbau im Ahrtal und in der Voreifel mit fossilen Energien geschieht, denn dann tragen auch der wiederaufgebaute Landkreis Ahrweiler und Gemeinden in NRW weiter zum Aufheizen der Atmosphäre bei und befördern die nächsten noch schlimmeren Katastrophen wie Hochwasser, Dürren, Hitzeperioden, Waldbrände u.a.“

Weiterführende Links:
 

Ansprechpersonen und für Interviews verfügbare Experten*innen, u.a.
 

Rainer Doemen, Solarenergie-Förderverein Deutschland e. V., Solarverein Goldene Meile e.V., Impulsgeber des Runden Tisches Erneuerbare Energien, raidoe@mail.de, 0176-47814701

Stefan Gsänger, Bonn, Global 100% Renewable Energy Platform, Parents for Future
sg@wwindea.org, 0175-9401518

Prof. Dr. Urban Weber, TH Bingen, Scientists for Future 
u.weber@th-bingen.de, 06721-409347

Beate Petersen, EUROSOLAR e.V., Bündnis BürgerEnergie e.V., Zukunfts-Schmiede W-Nord, Impulsgeberin des Runden Tisches Erneuerbare Energien, info@beate-petersen.de

Beatrice Bednarz, Uni Mainz, Scientists for Future, beatrice.bednarz@klimalisterlp.de, 0176-72363435

Hans-Josef Fell, Energy Watch Group, fell©hans-josef-fell.de

Sandra Prüfer, P4F Bonn, 01573-1413648, sprufer@yahoo.com


100% EE bis 2030 – ganz praktisch

Die am Runden Tisch aktiven Initiativen haben ein gemeinsames  Papier herausgegeben, in dem sie dazu bereits erfolgreiche Praxisbeispiele aufzeigen, die zeigen, was schon heute machbar ist und ambitioniert weitergedacht: dass 100% Energie aus Erneuerbaren Quellen (EE) bis 2030 realistisch ist.

„100% EE bis 2030“ – ist realistisch!

Die am Runden Tisch aktiven EE-NGOs haben eine gemeinsame Presseerklärung herausgegeben, in der sie bereits erfolgreiche Praxisbeispiele aufzeigen, die ihrerseits zeigen, was schon heute machbar ist und ambitioniert weitergedacht: dass 100% Energie aus Erneuerbaren Quellen (EE) bis 2030 realistisch ist.

Autor*innen-Team: alle drei sind auch selbst ganz praktisch engagiert, von links nach rechts: Ehepaar Grunow- Eysell, Beate Petersen, Christfried Lenz Collage inkl. Fotos/Quellen: privat

„100% EE bis 2030“ – ist realistisch!

Zwischen „100% EE bis 2030“ und den Klimazielen der Politik klafft ein Abgrund.

Zwischen dieser Zielsetzung „100% Energie aus erneuerbaren Quellen (EE) bis spätestens 2030“ und der Diskussion in der Politik klafft ein Abgrund. Die sich verbreitende Erkenntnis, dass, was die Bundesregierung als Klimaschutz bezeichnet, mit diesem nur wenig zu tun hat, liefert der Ausrichtung auf „100% EE bis 2030“ wachsenden Zuspruch.

Autor*innen-Team: alle drei sind auch selbst ganz praktisch engagiert, von links nach rechts: Ehepaar Grunow- Eysell, Beate Petersen, Christfried Lenz (Collage inkl. Fotos/Quellen: privat bpe)

Bereits 2011 kam der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) zu dem Ergebnis, „dass eine Stromversorgung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien in Deutschland bereits im Jahr 2030 … nicht nur machbar, sondern auch sicher und ökonomisch vorteilhaft ist.“ BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann damals: „Das Sondergutachten des SRU bestätigt die Ziele des BEE auf ganzer Linie.“

Längst untermauert wurde die Realisierbarkeit der Energiewende bis 2030 durch den amerikanischen Ökonomen Tony Seba. Sein Buch „Clean Disruption of Energy and Transportation: How Silicon Valley Will Make Oil, Nuclear, Natural Gas and Cole Obsolete by 2030“ wurde 2017 von „MetropolSolar“ mit dem Titel „Saubere Revolution 2030“ ins Deutsche übersetzt und brachte ein deutliches Mehr an Klarheit und Entschiedenheit in die hiesige Energiewendebewegung.

Der „Runde Tisch Erneuerbare Energien„, an dem derzeit ca. 15 Organisationen zusammenarbeiten (), machte „100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030“ zu seinem Grundsatzprogramm (Arbeitspapier zur Energiegesetzgebung). Seitdem steigt der Zulauf. Offenbar ist die Zahl „2030“ voller Dynamik! (Mit den neu dazu gekommenen Initiativen „German Zero“, der „for future“-Bewegung und „Klimaallianz“ besteht noch Abstimmungsbedarf).

Die „100% EE“ sind nicht „bilanziell“ zu verstehen
Es geht nicht darum, dass Gemeinden, Regionen oder Haushalte zwar so viel (oder mehr) erneuerbare Energie erzeugen, wie sie selber verbrauchen, bei ungünstigem Wetter aber auf den fossilen Strom im Netz zurückgreifen, sondern darum, in jeder Minute des Jahres die benötigte Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen bereit zu stellen, also um die vollständige Unabhängigkeit von Kohle, Öl, Erdgas und Atom.

Das ist ein Paradigmenwechsel für die Erneuerbaren Energien!
Bisher haben sie ins konventionelle Netz zugeliefert, jetzt müssen sie die Gesamtverantwortung für die komplette Energieversorgung übernehmen. Schlüsselfaktoren hierfür sind Speicherung, Sektorenkopplung und intelligente Steuerung.

Die Batteriespeicherung leistet den kurzfristigen Ausgleich. Um die sommerlichen Energieüberschüsse in die kalte und dunkle Jahreszeit zu übertragen, wird Langzeit- oder Saisonspeicherung benötigt. Die Langzeitspeicherung des Stroms basiert auf Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit erneuerbarem Strom hergestellt wurde. Dies für das ganze Land bis 2030 zu realisieren, ist eine echte Herausforderung. Das zu verharmlosen, wäre unverantwortlich. Es ist nur vorstellbar, wenn ein Wille und eine Begeisterung sich erheben, wie wir sie noch nicht erlebt haben. Mit dem „business as usual“ geht es ganz sicher nicht.

Doch es existieren Kräfte und Möglichkeiten, die normalerweise schlummern, in Ausnahmesituationen aber erwachen. Wenn eine Stadt von Hochwasser betroffen ist, ist die Bevölkerung auch in der Lage, alles nicht unbedingt Lebensnotwendige hintan zu stellen und Tag und Nacht z.B. nur Sandsäcke zu schleppen. – Wäre die Klimakatastrophe nicht Anlass für eine analoge Einsatzbereitschaft?

Pioniere sind schon aktiv – und kreativ!
Die EnergyWatchGroup (EWG) hat „Eckpunkte für eine Gesetzesinitiative zur Systemintegration Erneuerbarer Energien“ aufgestellt und beispielhaft modelliert Dies sind wichtige Grundlagen für ein Folgegesetz zum EEG, welches den Übergang zur vollständigen Verantwortungsübernahme durch die EE unterstützt.

Dörfer oder Ortsteile versorgen sich zudem bereits zu 100% mit Erneuerbaren Energien. Genannt seien: Dörpum (OT der Gemeinde Bordelum in Nordfriesland), Feldheim (OT von Treuenbrietzen, nahe Berlin) und Wildpoldsried in Bayern. Auch Lösungen für 100%-Versorgungen mit Wasserstoff als Speichermedium für Ein- oder Mehrfamilienhäuser sind bereits auf dem Markt und im Einsatz. Entsprechende Projekte finden Sie hier auf der Website des RT.

Mit dem Wettbewerb HyLand bietet das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) Regionen in Deutschland die Möglichkeit, ganzheitliche Konzepte zu entwerfen oder direkt umzusetzen und damit den Aufbau von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie vor Ort zu erreichen. Hierbei sollte man allerdings beachten, dass die Bundesregierung Wasserstoff aus Afrika importieren will. Es kann aber ebenso gelingen, dass auch dezentrale, von Bürger*innen getragene Projekte mit selbst erzeugtem Wasserstoff als Speichermedium unterstützt werden.

Fazit
Es geht um die völlige Unabhängigkeit von den konventionellen Energien und um die Übernahme der Gesamtverantwortung durch die Erneuerbaren. Hierbei kommt deren dezentrales Wesen besonders sinnfällig zum Vorschein:

Die technischen Lösungen sind – entsprechend den unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten – verschieden und ergeben in der Gesamtschau ein vielfältiges und buntes Bild.

  • Sämtliche Akteur*innen der Energiewende müssen sich gemeinsam der Verantwortung stellen, den Energiebedarf in allen Sektoren schnellstmöglich mit vereinten Kräften und zu 100% ausschließlich aus erneuerbaren Quellen zu decken – spätestens bis 2030!

Die wichtigen Fragen lauten:

  • Wie erreichen wir die Pariser Klimaziele?
  • Wieviel Treibhausgas-Emission kann sich die Weltgemeinschaft noch leisten?

Uns weiter nur mit dem „politisch Möglichen“ zufrieden zu geben, können wir uns schlicht nicht mehr leisten; denn nicht die Politik ist unser Taktgeber sondern die Klimakrise!

100% EE – ganz praktisch

praktische Beispiele haben wir hier zusammengetragen und veröffentlicht https://energiewende-2030.de/100-prozent-ganz-praktisch/

Medien

veröffentlicht wurde unser Beitrag auch bereits vom pv-magazine
https://www.pv-magazine.de/unternehmensmeldungen/100-erneuerbare-energien-bis-spaetestens-2030/
und auch in den DGS-News: https://www.dgs.de/news/en-detail/090421-100-erneuerbare-energien-bis-spaetestens-2030/

Danke

Vielen Dank für prima Anregungen aus der BürgerEnergiE-Community, die wir gerne mit aufgenommen haben!

Autor*innen-Team

Ehepaar Grunow- Eysell, Berlin:  Wasserstoff lokal erzeugen, hier 525 kWh verteilt auf 28 Flaschen für den fünfköpfigen Haushalt der Familie. Irgendwann stand an dieser Stelle mal ein Flüssiggastank.

Beate Petersen, Wuppertal/NRW: Klimaschutz einfach machen – mit PV auf Dächern, an Balkonen, Fassaden, Infrastruktur – schnellstmöglich, überall und auch mit Bürger*in-EnergiE

Christfrid Lenz, Sachsen-Anhalt: nutzt ausgedienten Strommast für neue Energie. Mit seiner 3-KW-PV-Inselanlage – seit 2020 ergänzt durch das Windrad – und 8 Blei-Säure-Batterien erzeugt er seit 2013 seinen Strombedarf zu 100% rund ums Jahr selber.“