Flutkatastrophe: Wiederaufbau nur mit 100 % EE

Wiederaufbau – zukunftsorientiert

Der bundesweite Runde Tisch Erneuerbare Energien (RT-EE) erwartet, dass dies zukunftsorientiert erfolgt. 

Dafür fordern  Vertreter*innen von mehr als 25 Nichtregierungsorganisationen des RT-EE einen schnellstmöglichen Wiederaufbau mit 100% Erneuerbaren Energien. 

Wiederaufbau – zukunftsorientiert  (Bild/Quelle: PM Runder Tisch EE)

Die Hochwasserkatastrophe im Juli zeigt, dass wir uns mitten in der Klimakrise befinden.

Die Zerstörung und Verluste in Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sind verheerend. Allein in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gab es über 180 Tote und Schäden in Milliardenhöhe. Die Antwort hierauf kann nur sein: schneller Umstieg auf dezentrale erneuerbare Energieversorgung. Die Menschen müssen baldigst eine Perspektive erhalten, bis wann sie mit einer klimafreundlichen und gleichzeitig katastrophensicheren Strom- und Wärmeversorgung rechnen können.

Fluthilfefonds von 30 Mrd.

Am 10. August haben Bund und Länder einen Fluthilfefonds in Höhe von 30 Milliarden Euro beschlossen. Dem müsse jetzt ein durchdachter, nachhaltiger und zukunftsorientierter Wiederaufbau folgen, appelliert der Runde Tisch in seiner Stellungnahme zur Flutkatastrophe. “Wir fordern, dass die Mittel aus dem 30 Mrd Euro Wiederaufbaufonds in den von der Flut zerstörten Gemeinden konsequent zum Schutze des Klimas investiert werden:  in den dezentralen Ausbau von erneuerbaren Energien, Elektrifizierung des Verkehrs, Heizungen nur noch mit Erneuerbaren Energien,” so Hans-Josef Fell, Präsident der in Berlin sitzenden Energy Watch Group.

Nach der Notfall-Hilfe und Stabilisierung geht es für die Betroffenen im Hochwassergebiet nun um den Wiederaufbau. Allein in NRW werden die Schäden auf ca. 13 Mrd. Euro beziffert. Die Menschen, die Kommunalverwaltungen und die Wirtschaft brauchen dringend eine kompetente Initial-Energieberatung, wofür die Energieagentur Rheinland-Pfalz und  die EnergieAgentur.NRW prädestiniert sind.

Die Chance nutzen – und umrüsten auf 100% EE

Die Chance, den Aufbau für klimaverträgliche Investitionen zu nutzen, darf jetzt nicht vertan werden, betonen auch die am Runden Tisch sitzenden Wissenschaftler*innen. In einem Statement, das von einigen Autor*innen der Scientists for Future Studie “Klimaverträgliche Energieversorgung für Deutschland – 16 Orientierungspunkte” verfasst wurde, benennen sie konkrete Maßnahmen.

“Wichtig ist, dass beim Wiederaufbau nicht nur der Hochwasserschutz berücksichtigt wird, sondern die Gebäude und Infrastruktur auch auf 100 % erneuerbare Energien umgerüstet werden,” so Prof. Urban Weber von der TH Bingen. “Vor allem bei der Wärmeversorgung gilt es durch geeignete Fördermaßnahmen und zielgerichtete Beratungsangebote einen Wandel zu fossil-freien Heizsystemen zu fördern, da nur so die Klimaziele erreichbar sind.” Das Ahrtal und die Eifel könnten so Modellregionen für den Klimaschutz werden und dazu beitragen die Klimakrise zu entschärfen und Menschenleben zu retten. Hierfür könne man die bereits existierende EnAHRgie Studie heranziehen, sagt Rainer Doemen, der im Kreis Ahrweiler lebt, Bürgerenergie-Pionier und Mitbegründer des Runden Tisches sowie Beigeordneter der Stadt Remagen ist.

Der Wiederaufbau der zerstörten Regionen muss Städte- und Verbandsgemeinde übergreifend erfolgen.

Quelle: Pressemeldung Runder Tisch Erneuerbare Energien info@energiewende-2030.de

Weitere Informationen
Der Runde Tisch für Erneuerbare Energien ist eine offene Runde mit Vertreterinnen und Vertretern von Vereinen, Initiativen und Nichtregierungsorganisationen, die sich regional und bundesweit für 100% Erneuerbare Energien (EE) bis spätestens 2030 und eine dezentrale Energiewende einsetzen. Das erste Treffen fand im Januar 2017 auf Einladung von EUROSOLAR e. V. in den Räumen der Geschäftsstelle in Bonn statt. 

Zu den derweil über 25 Mitgliedern gehören u.a.  Bündnis BürgerEnergie e.V., Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V., Energy Watch Group, Europäische Energiewende Community e.V., EUROSOLAR e.V., German Zero e.V., Parents for Future Deutschland.

Pressekontakt:

Rainer Doemen, raidoe@mail.de, Mobil Tel.: 0176-47814701, stv. für den RT-EE. Sie können auch das Formular energiewende-2030.de/presse verwenden. 

„Der Wiederaufbau der zerstörten Regionen mehr als 30 km entlang der Ahr muss Städte- und Verbandsgemeinde übergreifend erfolgen. Mindestens müssen die Energie-Steckbriefe des Bundesforschungsprojekts EnAHRgie, die die Räte der Gemeinden im Landkreis Ahrweiler einstimmig zur Kenntnis genommen hatten, schnellstmöglich beim Wiederaufbau umgesetzt werden,” sagt Doemen. Doemen, der seit über vier Wochen ehrenamtlich Nothilfe im großen, verwüsteten Naturschutzgebiet im Ahrmündungsbereich leistet, fordert eine gemeindeübergreifende Kooperation und Katastrophen vorbeugende Flächennutzungs- und Bauleitplanung. “Die Bürgermeister*innen der betroffenen Gemeinden sollten einen Runden Expert*innen-Tisch einsetzen”, so Doemen.

Die Stellungnahmen zum Wiederaufbau mit 100 % erneuerbaren Energien vom Runden Tisch und den Scientists for Future, weitere Links und Zitate von Vertretern von Organisationen des Runden Tisches finden Sie nachfolgend.

Stefan Gsänger, Generalsekretär World Wind Energy Association, Ko-Vorsitzender Global 100% Renewable Energy Platform, ehrenamtlich bei P4F Bonn engagiert: “Der Wiederaufbau der durch die Klimakatastrophe verwüsteten Gegenden bietet die Chance, die Eifel zur bundes- und weltweiten Vorzeigeregion für das Klima zu machen, zur 100% Erneuerbare-Energien-Region. Wichtig sind dafür zwei Dinge: Die betroffenen Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger vor Ort müssen diesen Prozess aktiv gestalten können. Bund und Länder müssen den Wiederaufbau mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen: finanziell und durch den Abbau rechtlicher Hemmnisse bei der Nutzung Erneuerbarer Energien. Eine 100% Erneuerbare-Energien-Region Eifel würde weltweite Anziehungskraft entwickeln und in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht stärker als vor der Flut werden.”

Beate Petersen, Vorständin von EUROSOLAR e.V./Deutsche Sektion und Ratssprecherin Bündnis BürgerEnergie e.V.: 
“Kommunen, Bürger*innen, Unternehmen und viele mehr brauchen Hilfe zur Selbsthilfe, robuste Infrastruktur zum BürgerEnergie Ausbau (dezentrale Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften wie sie die RED 2 EU-Richtlinie ermöglicht) sowie verlässliche Beratung vor Ort. Mit bewährter Expertise und Netzwerken leistet Letzteres seit 30 Jahren die EnergieAgentur.NRW. Diese Ende 2021 einzustellen wäre fatal. Hilfreicher ist, den dazu im September 2020 gefassten Beschluss in ein Moratorium umzuwandeln – bis zur NRW-Landtagswahl. Dem Beschluss folgten Monat für Monat Protestbriefe von diversen Verbänden, Initiativen und Bündnissen sowie mehrere Anfragen aus der NRW-Opposition. Sehr geehrte NRW-Entscheidungsträger, der Wiederaufbau steht auch im Mittelpunkt Ihrer Reden. Lassen Sie diesen Taten folgen, und erhalten Sie die für unser Land essentiell wichtige und weit darüber hinaus wertgeschätzte Kompetenz, denn diese wird nun gebraucht – dringend! Bestenfalls steuern Sie nun rasch nach und stellen JETZT wichtige Weichen für die regenerative Dekade.“

Hans-Josef Fell, Energy Watch Group Präsident und ehemaliger Bundestagsabgeordneter der Grünen (1998-2013). “Unsere Ende Mai dieses Jahres veröffentlichte Studie zeigt, dass Deutschland bis 2030 vollständig, zuverlässig und wirtschaftlich mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann. Ein Wiederaufbau mit Erneuerbaren Energien ist kostengünstiger als der mit der alten klimaschädlichen Infrastruktur auf Basis von Erdöl, Erdgas und Kohlestrom. Es darf nicht sein, dass der Wiederaufbau im Ahrtal und in der Voreifel mit fossilen Energien geschieht, denn dann tragen auch der wiederaufgebaute Landkreis Ahrweiler und Gemeinden in NRW weiter zum Aufheizen der Atmosphäre bei und befördern die nächsten noch schlimmeren Katastrophen wie Hochwasser, Dürren, Hitzeperioden, Waldbrände u.a.“

Weiterführende Links:
 

Ansprechpersonen und für Interviews verfügbare Experten*innen, u.a.
 

Rainer Doemen, Solarenergie-Förderverein Deutschland e. V., Solarverein Goldene Meile e.V., Impulsgeber des Runden Tisches Erneuerbare Energien, raidoe@mail.de, 0176-47814701

Stefan Gsänger, Bonn, Global 100% Renewable Energy Platform, Parents for Future
sg@wwindea.org, 0175-9401518

Prof. Dr. Urban Weber, TH Bingen, Scientists for Future 
u.weber@th-bingen.de, 06721-409347

Beate Petersen, EUROSOLAR e.V., Bündnis BürgerEnergie e.V., Zukunfts-Schmiede W-Nord, Impulsgeberin des Runden Tisches Erneuerbare Energien, info@beate-petersen.de

Beatrice Bednarz, Uni Mainz, Scientists for Future, beatrice.bednarz@klimalisterlp.de, 0176-72363435

Hans-Josef Fell, Energy Watch Group, fell©hans-josef-fell.de

Sandra Prüfer, P4F Bonn, 01573-1413648, sprufer@yahoo.com


bbeg: Mach mit, ernte Strom aus der Sonne

Mit großer Begeisterung übergab die Bergische BürgerEnergie-Genossenschaft e.G. am 1. August-Wochenende die Steckersolargeräte aus der 3. Sammelbestellung 2021 ihren neuen Besitzer*innen.

eigene Ernde: Strom aus der Sonne ©Foto/Quelle privat bpe

Bergische BürgerEnergie-Genossenschaft eG freut sich auf das 100. Modul

Diese Photovoltaikmodule, die z.B. auf dem Balkon, dem Garagendach oder im Garten einfach nur in die Steckdose gesteckt werden müssen, bieten die Möglichkeit, schon mit geringen Eigenmitteln eine Einsparung der privaten Stromkosten zu erreichen. Durch die Sammelbestellungen und die individuelle Beratung im Workshop lässt sich häufig auch die eigene Teilnahme an der Energiewende erreichen. „Nach dem Prinzip: ‚Kleinvieh macht auch Mist‘ ist es uns gelungen, in nur einem Jahr nahezu 100 Steckersolargeräte zu vermitteln. Das zeigt, dass die Bürger*innen schon viel weiter sind als die Bundesregierung, die beim Ausbau der regenerativen Energien auf der Bremse steht“, so Rita Titz-El Azzar vom Vorstand der bbeg. Und weiter: „Wir wollen dieses Jahr noch die Hundert voll machen.“

nächste bbeg-Sammelbestellung im Herbst 2021

Denn sofern noch eine Sammelbestellung zum Herbst zusammenkommt, wäre die magische Zahl erreicht.

nächste bbeg-workshops Ende Augiust und September 2021

BUND-Kreisgruppe Wuppertal zum Osterholz Dialog-Prozess

Auch die BUND-Kreisgruppe Wuppertal begrüßt ausdrücklich den im Rat der Stadt Wuppertal beschlossenen Osterholz Dialog-Prozess* und unterstützt diesen selbstverständlich weiter konstruktiv mit.

Kontext: Arten- & Klimakrise

Die Arten- und Klimakrise mit der aktuellen Pandemie führen uns schmerzlich die immense Bedeutung von Artenvielfalt für intakte Ökosysteme sowie für die Gesundheit von Menschen und Mitwelt vor Augen. Insbesondere bereits vorhandene ökologisch wertvolle Habitate sind zu schützen – in Offenlandbereichen wie auch im Wald – und neue, wo es möglich ist, zu schaffen.

Leider zeigt die aktuelle Hochwasserkatastrophe auf dramatische Weise, wie wichtig es ist, sich konsequent vom „weiter so“ zu verabschieden und die Transformation der Gesellschaft hin zur Nachhaltigkeit jetzt aktiv und mit vereinten Kräften umzusetzen.

Damit ist die Abkehr vom Flächenverbrauch ebenso wie eine deutliche Reduzierung des Rohstoffabbaus verbunden.

Vor diesem Hintergrund wird sich auch die BUND-Kreisgruppe Wuppertal – auf Sachebene – weiterhin für Alternativen zur Teil-Rodung des Osterholz und Haldenerweiterung einbringen. Artenvielfalt braucht insbesondere auch Letzteres, was aber nicht zu Lasten unversiegelter Flächen und anderer Lebensräume gehen soll.

Skizze: Um welche Teilbereiche es geht 

Planungsrechtlicher Verfahrensstand

Planungsrechtlich liegt die Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf zur Haldenerweiterung für entstehenden Abraum (Rohboden) der Kalkwerke im teilweise bewaldeten Werksgelände bereits vor. Dagegen steht der Rechtsweg nun offen.

Die BUND Kreisgruppe Wuppertal bedauert ausdrücklich, dass für die Ablagerung des Abraums (Rohboden) bislang keine andere Lösung gefunden wurde und hofft sehr, dass durch den Dialog-Prozess* doch noch eine für alle Beteiligten gute Lösung im Sinne der Natur und des Artenschutzes erarbeitet werden kann.

*) Ratsbeschluss Osterholz Dialog-Prozess 
VO/0970/21 https://ris.wuppertal.de/vo0050.php?__kvonr=25720

Kontakt: bund.wuppertal@bund.net

Quelle: Medieninfo BUND -Kreisgruppe Wuppertal